Es sprach der Herr von Wolpering:
„Was ist das für ein Stolperling?
Er schleckt an meinem gold’nen Finger!“
„Ihr meint das Tier, das wilde?“ So sprach die Kuh Mathilde:
„Mein lieber Herr von Wolpering: Das ist ein Wolpertinger!“
Sagt Wolpering: „Noch nie gehört!“
Jedoch Mathilde ungestört:
„Er hat vom Hasen vielerlei! Vom Hirschbock her das Hirschgeweih,
vom Wolf die wilden Zähne, vom Mähnenrind die Mähne!
Die Nägel, jene spitzen! Vielleicht sogar die Zitzen!
So hüpft er durch die Felder.
Und wenn der Bauer diese mäht,
entweicht er in die Wälder!
Der Wolpertinger sitzt versteckt allein im Nest voll Spinnen:
Ein Spinner hat ihn ausgeheckt in einem Wirtshaus drinnen,
damit er Preußen arg verschreckt! Und junge Jägerinnen!
Die springen dann von hinnen, wenn Wolperchen im Walde sitzt,
so nicht ein Mannsbild sie beschützt!“
Da sprach von Wolpering erfreut: „Ihr lieben Leut,
ein solches saub’res Fabeltier – kann’s geben nur in Bayern hier,
wo wilde Hopfen ranken.
Und ausgestopft in Preußen und in Franken!“*
Merke: Der Jungfrau, die ein starker Mann begleitet, ein Wolpertinger selten Angst bereitet!
Lulu!
*Vgl. die speziell für preußische Touristen präparierten Wolpertinger im Jagd- und Fischereimuseum München.
Kuni-fechs