… Die Schildkröte zählt zu den wechselwarmen eierlegenden Reptilien; sie symbolisiert, vorbildlich für den Menschen, Ausdauer, Stärke und ein reiches Gefühlsleben:Der Dichter stöhnt zumeist O weh!
beim Dichten von der Schild-krö-té!
Ins Versmaß passen eher schlecht die Silben und die Regeln:
Damit ihr nicht die Zungen brecht,
versucht’s zunächst mit Vögeln!
Gern steht die Schildkröt‘ Rück- auf Rücken,
um fröhlich in die Welt zu blicken.
Der Schild, der schützt die Kröte recht.
Doch seht ihr so am Spiele eben,
dass auch bei ihr Gefühle leben!
Der Schildkröt sprach zur Schildkrö-té,
und freut’ dabei sich diebisch:
„Ob warmer Sand, ob kalter See – ich liebe dich amphibisch!“*
Der Schildkröt sprach zu seiner Frau:
„Zwar bist du eine Kröte;
doch wenn ich dich von hinten schau, so bist du nicht wie jede!
Du trägst am Rücken einen Schild und hast so feine Schuppen!
Und würzt man dich recht zart und mild,
so gibt’s die feinsten Suppen!“**
Merke: So sehr sie auch die Kunst besticht, ist Singen ihre Stärke nicht: Man weiß ja, in Terrarien fehlt die Akustik oft für Arien. Zu Unrecht meiden doch Poeten den Umgang mit begabten Kröten.***
*Für den Winterschlaf bevorzugt die Hausschildkröte jedoch den Kühlschrank.
**Seit 1988 sind Suppenschildkröten vom Aussterben bedroht, daher gesetzlich geschützt.
***Löbliche Ausnahme: Christian Morgenstern: „Ich bin schon tausend Jahre alt und werde täglich älter. Der Gotenkönig Theobald…“
Kuni-fechs