Es saß dereinst in tiefer Mittagsstille
zu Mexiko im schildbewehrten Haus die kleine Schildlaus namens Cochenille und saugte ihren süßen Kaktus aus.
Die Mutter sprach: Er soll dich köstlich laben, der Musenquell, das flüssig-frische Brot! Mein Kind, so wachsen deine Läusegaben! Bald färbst du eines Mädchens Lippen rot!
Ich rate dir, dein Leben heiß zu lieben, empfahl die alte Mutter abermals! Bald rötest du, zu feinem Staub zerrieben, den Mantel eines fetten Kardinals!
Wie eine scharlachrote Kaktusbeere ward Cochenille langsam läufig, rund. Ein Männchen flog herbei – und küsste ihren Mund. Und starb, berauscht, sogleich nach dem Verkehre!
Da kam der Bauer, kehrte Cochenille in die Tonne, wo viele Lausemädchen lagen schon. Und legte sie zum Trocknen in die heiße Mittagssonne; die liebe Läuseseele flog davon!
Er kochte sie und fällte aus den Farbstoff, ihren roten, der später mancherlei Verwendung fand.
Und trinkt ihr mal Campari, denket noch der schönen Toten – der armen Läusin vom Aztekenland!
Lulu!
Kuni-fechs