Am 3. Windmond, wie man wissen muss, beging den Namenstag ein Jäger namens Hubert Tuss! Aus diesem Anlass lesen wir in alten Akten vom Freund der Jagdkunst auch, dem Kaiser Karl dem Nackten. – Von Letzterem berichtet erstmals der Chronist Polyhistor in einem inzwischen verschollenen frühmittelalterlichen Traktat:
Schon seit alten Römerzeiten sieht man durch die Wälder reiten eine Göttin, wohlgestaltet, die des Jägers Kunst verwaltet. Wenn wir so durchs Leben pirschen, nicht nur nach Hubertushirschen, folgen wir dem hohen Plane jener Jägerin Diane, Artemis zuvor genannt, weil den Griechen schon bekannt! Keusch und rein sind ihre Freuden, wenn sie auch den Tod begleiten. Mag ihr Pfeil denn Saures senden, muss es nicht als Traures [= Trauriges] enden. Sehet so in diesem Lichte eine ernste Jagdgeschichte: Sünder sind vergeblich lüstern! Nur von Jungfern will ich flüstern!
Nun geschah ‘s vor vielen Jahren, dass ein Kaiser, jagderfahren, durch Germaniens Wälder irrte, als da etwas klatschte, klirrte: „Sitzt ein Keiler in der Lache?“, war des Kaisers erste Frage. „Oder seine Frau, die Bache?“
Alsbald klärte sich die Lage: Denn an einer Quelle Frische saß vergnügt beim Kaffeetische, klirrte mit der Tasse leise Artemis im Freundeskreise! Kleider trugen sie nur wenig, sah sogleich der gute König, wie sich freilich denken lässt, weil die Quelle sie durchnässt‘! Also kann man gut verstehen, war ‘s erfreulich anzusehen – und geriet man leicht ins Sinnen bei den hübschen Jägerinnen! Kaiser Karl, nun schnell entschlossen [leider reimt sich ‘s hier nicht ganz!], zog herab im Busch die Hosen auf dem Weg zum Kaffeekranz, um mit seines Geistes Glanz sie zu laben an der Quelle.
Freilich warnte mit Gebelle schon der Jagdhund Ademar vor der männlichen Gefahr! Artemis ergriff den Bogen, sah, wie sich die Blätter bogen in des Busches reiner Fülle, als der Kaiser seine Hülle eben zog vom Hintertume:
„Sieh da, eines Rehes Blume!“, hörte man ihr Wort enteilen, schnell gefolgt von Götterpfeilen, was den Kaiser schmerzlich regte, wo er sonst zu sitzen pflegte! So verwundet vom Geschosse, brachte er auf hohem Rosse Leib und Leben schnell von hinnen, ängstlich vor den Jägerinnen!
Das Gelernte soll uns mahnen. Denn, als seine Untertanen ihren Kaiser so erblickten, den da doch Geschosse zwickten, rann ein Raunen durch das Reich. Dessen Grund versteht man gleich! Näher kam er seinem Schlosse, doch unmöglich war‘s, die Hos[s]e über‘n Hintern hochzuzieh’n! Kaiser Karl, so kennt ihr ihn, sah man durch die Lande reiten; Heiterkeit musst‘ ihn begleiten: Hinten hüpft‘ ein Pfeil im Takte. Seither hieß er Karl der Nackte!
Lulu!
Kuni-fechs