Stellt euch vor: ein leerer Bilderrahmen! Und darinnen schwebt ein Eiskristall: Diesem Kunstwerk gab ich keinen Namen. Die Geschichte lest auf keinen Fall!
Was ich ängstlich zu vollenden mied, wird für immer ungeschehen bleiben: Wie ein nie verfasstes Liebeslied, will ich’s keiner schönen Muse schreiben! Jenes Bild, das nie ein Maler schuf, wird ihr liebes Lachen niemals zeigen. Keiner zweifelt je an ihrem Ruf. Und kein Mensch wird sich der Göttin neigen.
Keine Frau mit warmem Engelsblick, keine wird mir je im Traum erscheinen, keine sehnt sich nach verbot‘nem Glück, keine wird für meine Verse weinen! Wenn ich gehe, weht kein Trauerflor, fließen keines Menschen bitt’re Zähren. Und kein Engel schwebt mit mir empor – ob des Liedes – in die höchsten Sphären.
Weiß die Welt, was ihr dabei entging, weil der Minne Lied ich nie geschrieben? Weil die Sehnsucht in den Sternen hing, bin ich schweigsam, fröhlich auch geblieben. Doch es ist der Geist, der stets verneint, der uns bringt auf traurige Gedanken! Wenn die Sonne durch die Wolken scheint, flieht die Nacht, wird alle Trübsal wanken! In der Wärme schmilzt das Eiskristall, eine Träne nur wird übrigbleiben.
Und ich werde, was ich lang vermied, ernste Spiele mit den Versen treiben, ja vielleicht sogar ein Liebeslied – meiner Muse auf den Busen schreiben! Und das Bild, das zaubergleich entsteht, füllt nun jenen großen weißen Rahmen, wenn der Wind auch über Sterne weht, üb-er-raschend seines Künstlers Namen!