… Der Niederländer Mijnheer van Sohn (al. Hans Söhnlein, 1897–1967 Bayreuth), rechtskundiger Bürgermeister und Landrat a.D., hinterließ einige anspruchsvolle vermutlich oberfränkische Mundart-Gedichte. Ich habe eine neuhochdeutsche Nachdichtung versucht:
„Etz merk ders, Böibla: dös dau drobn, dös is der grouße Wogn; doch koh mer ah der grouße Bär zu denna Sternla sogn.“ – Vater: Da siehst du, mein Sohn, den großen Wagen. Den großen Bären, wie and‘re auch sagen!*
„Etz su wos, Vottä! sagt der Bou, dau spitz i fei die Oahrn; a Wogn, der frißt net, und a Bär, der ko doch goar net foahrn!“ – Sohn: Ein Wagen, der frisst und ein Bär, der da fährt? Mein Vater, das hast du mir schlecht erklärt!
„Du frisst doch ah und fährst dabei“, tout dau der Vatter sogn. „Dös tu i scho, doch dessantweng bin i no lang ka Wogn!“ – V.: Auch du kannst zugleich ja fahren und speisen! – S.: Doch bin ich, mein Vater, kein Wagen aus Eisen!
„Du bist doch ah ka Bär, du Depp! Drum gib ner etz a Rouh! A Bär ko leicht a Wogn sei, wos waß denn su a Bou!“ – V.: Ob Wagen, ob Bär, mein törichter Sohn! Was weißt du vom Laufe der Sterne ja schon?
Moral: Lasst fahren die Wagen, die Bären auch beißen. Nun kommen die Nächte, die langen, die leisen. Am Weihnachtsbaum sammeln wir uns‘re Gedanken, wir Sachsen und Schwaben, wir Preußen und Franken! Vereint durch die Sprache, die Deutsch ja nur sei. Und stoppt euch heut‘ Abend die Polizei und meint, dass ihr besser nicht führet den Wagen, dann zeigt ihr den Bären, wie and're auch sagen. Sprecht fränkisch und sagt: „Du bist doch ka Bär, nur a Bulle, du Depp!“
Lulu!
*Korrekt ist der „große Wagen“ ein Teilsternbild des großen Bären.Kuni-fechs