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Prinzessin Nasleh

Man hat in dieser Weltgeschichte an Männern manches Scheusal schon gefunden. Auch Frauen standen oft in miesem Lichte – wie Messalina und Johanna von Burgunden! Nun hört von Nasleh, die man nannte die Hyäne, des Vizekönigs Mehmet Ali liebstes Kind. In Kairo lebte sie und faulen ihre Zähne. Ihr schwarzes Haar zerstreute wohl der Wüstenwind.[1]

Die Männer, die sie um die Ecke brachte, nun gut, sie starben für das Liebesspiel. Die Lust, die Naslehs Zauberkunst entfachte, erfreute letztlich nur ein Krokodil!

Der Vater Mehmet, der nach wilden Tieren heischte, hielt sich ein Löwenweib zum Zeitvertreib, das gern zur Atzung auch zerfleischte bisweilen einer schönen Sklavin Leib! Der Schwiegersohn, den er für Nasleh auserwählte – ein Bluthund gar, der Tiger oft genannt, war Ahmed Bey, der zu den Schlimmsten zählte; er war als Schlächter auch bekannt. Als General entwarf er böse Schlachtenpläne, gezeichnet mit Soldatenblut. Und maß sich so an Scheußlichkeit mit der Hyäne; doch ihre Ehe funktionierte gut, bis Mehmet Ali seinem Ahmed grollte um jenen Ruf, der schlimmste Hund zu sein. Die liebe Nasleh nun Respekt dem Vater zollte; sie flößte ihrem Gatten Gift hinein.

Sie wollte jetzt von Ehemännern nichts mehr wissen und keinen betteln um ihr täglich‘ Brot. Sie wollte Sex – nur starke Männer küssen. Doch sie zu lieben, kam recht nah dem Tod. Ihr Arzt beschaffte junge Europäer, die in den Orient die Neugier zog. Und Nasleh brachte sie den Träumen näher, wobei sie bis zu deren Tode log. Sowie sie sattgeküsst die Liebeslust-Genossen, stieß ein Eunuche diese in den Nil, wo sie dann schnell ihr junges Blut vergossen, gefressen vom erwähnten Krokodil. 

Doch endlich wehrte sich ein tapf‘rer Italiener, der den Eunuchen in den baren Busen schoss! Für die Hyäne fand sich bald ein Tod, ein schöner, sie wurde eingemauert in dem eignen Schloss!

Was können wir daraus fürs Leben lernen? Wenn, Freunde, euch (auf eure alten Tage noch!)  frivole Sehnsucht brennt, sucht solche Künste nie im allzu Fernen und niemals nicht bei Nasleh dort im Orient!

Lulu!

Kuni-fechs


[1] Nasleh Hanum, geb. 1799, † 1860, Tochter des türkischen Vizekönigs Mehmet Ali (1769–1849). – Ahmed Bey (1786–1851?), gen. Defterdar (Oberaufseher). Feldzüge in Oberägypten (1821 Kordofan und Sannar, Sudan), wobei er die Schwarzen wahllos abschlachten ließ, sowie gegen die Franzosen, die ihn 1847 gefangen nahmen.

Reych 232

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